Kreuzungen - Crossroads

Die Ausstellung, die im Prager Museum Montanelli (MuMo) vom 18. November 2015 bis zum 28. Februar 2016 gezeigt wurde, verknüpfte Kunstwerke von Künstler aus renommierten kreativen Ateliers mit einem neu entdeckten Künstler aus der Tschechischen Republik: Ota Prouza feierte hier Premiere mit seiner Malerei, die auf meterlangen Papierstreifen aus der Vogelperspektive das unendliche Gewirr von Straßen, Autobahnknoten und von Wolkenkratzern umgegebenen Gleisen darstellt.

Zusammen mit ihm stellte zum ersten Mal der deutsche Künstler Stefan Häfner in Tschechien aus. Seine dreidimensionalen Wohnmodule aus Papier mit einer ausgearbeiteten Innenausstattung sind materialisierte Vorstellungen von  „Zukunftsstädten“. Diese Kunstwerke wurden für die Ausstellung aus dem Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main ausgeliehen. Im Museum MuMo stellte nicht nur Stefan Häfner erstmals aus, sondern auch der Belgier Marcel Schmitze aus dem La „S“ Grand Atelier in Belgien; er stellt in seinen Zeichnungen, Gemälden und Grafiken anonyme Metropolen als monotone Strukturen in räumlich geschichteten Plänen dar. Diese „mentalen Urbanisten“ boten uns einen Einblick in ihre Visionen der Zukunft, in der es zu absoluter Entvölkerung und Entmenschlichung kommt, in der der Mensch keinen Platz mehr hat, weil die Gebäude, Straßen und Strecken zu eigenem Leben erwachen. Die Fenster der Häuser verwandeln sich in tausende Mosaikaugen von Insekten, die Straßen pulsieren wie Schlagadern, ihre Kreuzungen ähneln Körperorganen, LKWs und Züge nehmen anthropomorphen Charakter an. Es sind „andere Orte“, die vielleicht aufgrund von menschlichen Plänen entstanden, aber den Menschen nicht mehr brauchen, um zu existieren, sondern sich selbst sättigen und ernähren.