Deutsch-tschechische Spurensuche im Sudetenland 2011 – Südmähren

Das tschechische Grenzgebiet verbindet in besonderer Weise Geschichte, Gegenwart und Zukunft Deutschlands und Tschechiens. Bei dieser Kulturlandschaft handelt es sich um einen vormals deutsch besiedelten Kultur- und Industrieraum, der infolge der Nachkriegsereignisse zunehmend an Bedeutung verloren hat.

Das Projekt gibt regelmäßig ca. 25 jungen Menschen aus Deutschland und Tschechien die Möglichkeit geben, diese Kulturlandschaft neu zu er-„fahren“ (mit dem Rad) und dabei ihr nationales Erinnern an die Nachkriegsereignisse zu evaluieren und zu diskutieren. Dabei wird das Nationale durch den Wunsch nach Belebung einer gelähmten Region überwunden. Der internationalen Gruppe stellt sich dabei konkret die Frage, welche Rolle eine heutige Aufarbeitung des deutschsprachigen kulturellen Erbes spielen kann. Kann eine Region, die von Vertreibung und Neubesiedlung hart getroffen wurde, eine Vermittlerrolle zwischen den heutigen tschechischen und ehemaligen deutschen Bewohnern übernehmen? Dieser Prozess ist sowohl für die lokale Bevölkerung als auch für die Zivilgesellschaft Deutschlands und Tschechiens insgesamt von Bedeutung. Wie konkret wird ein Wandel von einer eindeutig national geprägten Identität in Richtung einer offenen, vielschichtigen Identität angesichts der Realität im „Sudetenland“ beeinflusst?

In Ansätzen können wir vor allem eine „Neuerzählung“ von regionaler Geschichte beobachten. Die Zwangsaussiedlung der Deutschen wird nicht mehr als „nationale Reinigung“ verstanden, sondern eher als ein kultureller und wirtschaftlicher Verlust. Heute soll die Region einfach belebt werden, auch mithilfe des deutschen kulturellen Erbes. In den vorherigen Jahren durchradelten die jungen Teilnehmer das nördliche und westliche Grenzgebiet Tschechiens. Im Jahr 2011 erkundeten sie Südmähren.