Pressemitteilung, 27. Mai 2014
„Der Fall Audi zeigt, wie aktuell das Thema Zwangsarbeit bleibt“
Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds begrüßt neue Studie zur Audi-Geschichte
Der Audi-Vorgängerkonzern Auto Union ließ systematisch zivile Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge unter unmenschlichsten Bedingungen für sich arbeiten; Tausende kamen dabei ums Leben. Wie die am Montag veröffentlichte Studie der Historiker Martin Kukowski und Rudolf Boch feststellt, waren Zwangsarbeiter nicht nur in Auto-Union-Fabriken im Arbeitseinsatz. Die SS ließ sieben Konzentrationsaußenlager für die Auto Union bauen oder ausbauen. Dazu zählte auch das KZ-Außenlager im nordböhmischen Litoměřice (Leitmeritz), in dem nach Zeitzeugenberichten die schlimmsten Bedingungen herrschten.
„Der Fall Audi zeigt, wie aktuell das Thema Zwangsarbeit bleibt“, erklärte der tschechische Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Tomáš Jelínek. Der Zukunftsfonds war zwischen 2000 und 2006 als Partnerorganisation der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) beauftragt, die Entschädigungszahlungen an tschechische Zwangsarbeiter zu organisieren und umzusetzen. „Es ist gut, dass die neue Studie Licht in ein weiteres dunkles Kapitel der Zwangsarbeit bringt und das Ausmaß des Unrechts und des menschlichen Leids aufzeigt“, so Jelínek weiter.
Das dem KZ Flossenbürg zugeordnete Außenlager Litoměřice wurde im Frühjahr 1944 errichtet. Geplant war es für 5000 Häftlinge. Gegen Ende des Krieges wurden dort 9000 Inhaftierte unter katastrophalen Bedingungen ausgebeutet. Geschätzt 4500 Häftlinge starben an Arbeitsunfällen, Epidemien und Erschöpfung.
Anfang Juli wird die große Wanderausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg“ auf der Prager Burg zu sehen sein. Diese weltweit einzigartige Ausstellung, die durch Stiftung EVZ initiiert und von den Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora erarbeitet wurde, wird in Tschechien in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gezeigt.