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Zukunftsfonds, Deutsche Botschaft und Nationaltheater veranstalten Festkonzert zu Ehren der letzten noch lebenden NS-Opfer in der Prager Staatsoper
 

Pressemitteilung, 27. Oktober 2021

(Prag) In der Tschechischen Republik leben heute nur noch knapp über tausend Menschen, die im Zweiten Weltkrieg Opfer der schwersten nationalsozialistischen Verfolgung waren. Ihnen zu Ehren, aber auch aus Respekt und Demut vor den tragischen Schicksalen, für die sie stehen, haben der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds, die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland und das Nationaltheater Prag am 27. Oktober 2021 ein Festkonzert in der Prager Staatsoper veranstaltet – in Anwesenheit der Überlebenden des nationalsozialistischen Terrors, ihrer Angehörigen sowie von Vertretern der deutschen und tschechischen Öffentlichkeit: Die Festansprachen hielten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der digital zugeschaltet war, und der Vorsitzende des tschechischen Senats Miloš Vystrčil. Der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, würdigte die Teilnahme vieler Überlebender als wichtigen Beitrag zur Versöhnung.

„Es gibt nicht mehr viele von uns Zeitzeugen. Deshalb bin ich dem Zukunftsfonds, der Deutschen Botschaft und dem Nationaltheater sehr dankbar, dass sie uns nicht vergessen und diese Veranstaltung für uns organisiert haben. Das ist für uns eine Art Zukunftsversprechen, dass unser Schicksal auch künftig nicht in Vergessenheit gerät. Ich habe mich sehr auf das Konzert gefreut und war froh, mich mit den Anderen treffen zu können, bevor dies wegen der Pandemie wieder unmöglich sein wird“, so Petr Riesel, der als Kind drei Jahre im Ghetto Theresienstadt eingesperrt war.

„Für den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds waren die Opfer des NS-Regimes nie ein abstrakter historischer Begriff. Mit vielen der Überlebenden verbindet uns eine sehr persönliche Beziehung – nicht nur wegen unseres gemeinsamen Bemühens um ihre Entschädigung, sondern auch weil wir heute mit ihnen an Projekten für die jüngere Generation zusammenarbeiten“, erklären Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek, die Geschäftsführer des Zukunftsfonds. „Die Vorbereitung dieses Konzerts war für uns daher eine wichtige und willkommene Gelegenheit, uns erneut persönlich mit den Überlebenden zu treffen, ihnen gemeinsam unseren Respekt zu erweisen und zugleich die Öffentlichkeit daran zu erinnern, dass unter uns immer noch Menschen sind, deren Leid wir nicht vergessen dürfen“, so die Geschäftsführer des Zukunftsfonds.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Konzertbesucher in einer Videoansprache und dankte den Zeitzeugen für ihre Bereitschaft zur Versöhnung und ihre Offenheit gegenüber dem heutigen Deutschland: „Trotz des Leids und der Gräuel, die Sie erleben mussten, trotz Ihrer vielen Angehörigen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Tschechoslowakei werden mussten, haben Sie uns die Hand gereicht zur Versöhnung. Und so neue Brücken zwischen unseren Völkern gebaut. Für diese Geste, für diese Größe möchte ich Ihnen im Namen meines Landes meinen tiefempfundenen Dank aussprechen.“

Der Senatspräsident der Tschechischen Republik Miloš Vystrčil betonte: „Das feierliche Konzert für die Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung nehme ich als wichtiges Zeichen des Erinnerns und als ein Bekenntnis zur traurigen Geschichte wahr. Zugleich ist es für mich ein wertvolles Signal für die Bedeutung des Humanismus und ein vorbildliches Beispiel für die Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit.“

Das Konzert fand im Rahmen des Zyklus „Musica non grata“ statt, der vom Opernensemble des Nationaltheaters und der Staatsoper Prag veranstaltet wird. Der Zyklus soll an das Schaffen deutscher und tschechischer Komponisten erinnern, die im Rahmen der NS-Ideologie als „unerwünscht“ galten und zu einem Großteil während des Zweiten Weltkriegs ums Leben kamen. Am Mittwoch erklangen Werke von Pavel Haas, Viktor Ullmann und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Unmittelbar vor dem Konzert fand die Vernissage des gerade erscheinenden Buches „Als wäre das alles gestern geschehen“ statt. Dieses entstand auf der Grundlage von Erinnerungen und Botschaften, die Zeitzeugen der nationalsozialistischen Verfolgung zum 75. Jahrestag des Kriegsendes an den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds übermittelt haben. Die Publikation besteht aus einem außergewöhnlichen Essay von Radka Denemarková zum Holocaust, der auch Zitate von Zeitzeugen umfasst, und aus Porträtfotos von Zeitzeugen, aufgenommen von Karel Cudlín.

Fotos beider Veranstaltungen stehen unter diesem Link zur Verfügung (Fotograf: Serghei Gherciu). 

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