Pressemitteilung, 24. Juni 2015
Der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds (DTZF) und die Prager Oberbürgermeisterin würdigten die Bedeutung der Städtepartnerschaft Prags mit Berlin, Hamburg, Nürnberg und Frankfurt am Main
(Prag) ) Insgesamt über 840.000 Euro für 189 neue Partnerschaftsprojekte. Dies ist das Ergebnis der Verwaltungsratssitzung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, die am Dienstag und Mittwoch in Prag stattfand. Die bewilligten Mittel fließen in Projekte aus den verschiedensten Bereichen – von Kultur über Jugendaustausch bis hin zu Partnerschaften von Städten und Gemeinden.
Die Sitzung fand in der Residenz der Prager Oberbürgermeisterin auf dem Mariánské náměstí (Marienplatz) statt. Prag feiert in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum seiner partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Städten Hamburg, Frankfurt am Main und Nürnberg. Mit Berlin verbindet die tschechische Hauptstadt eine vor 20 Jahren wiederaufgenommene Beziehung. Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová betonte, dass derartige Partnerschaften keine Selbstverständlichkeit seien, wenngleich dies heute im vereinten Europa so scheine. „Die Verständigung zwischen unseren Völkern muss beständig gepflegt werden. Ich weiß es daher sehr zu schätzen, dass der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds die Entwicklung der Kontakte zwischen Tschechen und Deutschen kontinuierlich auf den verschiedensten Ebenen fördert. Die Kontakte mit unseren deutschen Partnern sind eine wichtige Inspirationsquelle.“
Die Verwaltungsratsvorsitzende des DTZF, Kristina Larischová, und ihr Stellvertreter Albrecht Schläger erinnerten daran, dass die Prager Kulturgeschichte in der Vergangenheit von Tschechen, Deutschen und Juden gemeinsam geformt wurde. „Auch heute tragen viele vom Zukunftsfonds bewilligte Projekte erfolgreich zur Aufrechterhaltung und Vertiefung des deutsch-tschechischen kulturellen Dialogs wie auch des Vermächtnisses der jüdischen Kultur in den böhmischen Ländern bei. Städtepartnerschaften spielen bei dieser Zusammenarbeit eine wichtige Rolle“, erklärten sie. Im kulturellen Bereich bewilligte der Verwaltungsrat nicht nur einige langjährig geförderte Projekte, sondern auch eine Reihe neuer Vorhaben.
Hier eine Auswahl der geförderten Projekte:
Prager Theaterfestival stellt erneut herausragende Inszenierungen vor
Es gehört alljährlich zu den Highlights der Prager Kultursaison: Das Prager Theaterfestival deutscher Sprache stellt auch im Jahr 2015 herausragende Theaterinszenierungen aus deutschsprachigen Ländern in der tschechischen Hauptstadt vor. Von der Konzeption her setzt das Festival, das dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert, wie immer auf renommierte Ensembles und Theaterschaffende, die abermals bei Weitem nicht nur das Prager Theatermilieu inspirieren werden. Der DTZF fördert das Festival mit einem Betrag von 110.000 Euro.
Tschechisch-deutsche Kultur in Dresden und Ústí nad Labem
Theatervorstellungen, Filmvorführungen, Konzerte, Ausstellungen und Workshops – das Programm der Tschechisch-Deutschen Kulturtage in Dresden und Ústí nad Labem ist schon traditionell sehr vielseitig. Kaum ein Projekt hat in der Vergangenheit so viel für die Etablierung der deutsch-tschechischen Kulturszene getan. Der ins Haus stehende 17. Jahrgang setzt sich wie immer ein besseres Kennenlernen des Nachbarlandes zum Ziel und bietet zudem vielen talentierten jungen Künstlern eine Chance. Für diese Veranstaltung stellt der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds einen Betrag von 40.000 Euro zur Verfügung.
Unkonventionelle Inszenierung kommt nach Bremen
Sie sind bekannt für originelles Autorentheater: Das Generationsensemble des tschechischen Theaters Vosto5 macht kein Hehl daraus, dass es ständig auf der Suche nach neuen Kommunikationsformen mit dem Publikum ist. Nun kann Vosto5 seine Kunst auch in Bremen zeigen, und zwar auf dem Festival globale° 2015, wo es eine unkonventionelle Inszenierung – oder eher ein Theaterhappening – mit dem Titel Dechovka [Blasmusik] aufführen wird. Dem Stoff liegt eine wahre historische Begebenheit in der Gemeinde Dobronín (Dobrenz) bei Jihlava zugrunde, wo es nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge einer sog. „wilden“ Vertreibung zur brutalen Ermordung einer Gruppe ortsansässiger Deutscher kam. Dieses dokumentarisch angelegte Theaterstück sucht nicht nach Schuldigen, sondern nach dem verlorenen Gedächtnis. Der Fonds unterstützt das Projekt mit einem Betrag von 9000 Euro.
Tschechischer Trickfilmer stellt in Hamburg seine Filme vor
Der bildende Künstler Jaroslav Nykl hat bereits etliche Kurzfilme gedreht, unter anderem Mokrá pohádka [Nasses Märchen], Šedá pohádka [Graues Märchen] oder O sobecké žárovce Hedvice [Von der egoistischen Glühbirne Hedvika]. Mit Unterstützung des DTZF wird sich der tschechische Amateurtrickfilmer nun bereits zum zweiten Mal in Hamburg vorstellen. Wie schon im Jahr 2013 wurde sein Besuch von einer Gruppe Filmbegeisterter im Rahmen der Hamburger Filmwerkstatt vorbereitet. Nykl wird in Deutschland nicht nur seine Werke zeigen, sondern auch mit dem Publikum diskutieren. Der Zukunftsfonds fördert das Projekt mit einem Betrag von 1075 Euro.
Auf den Spuren des Fußballclubs DFC Prag
Dies ist vielleicht ein etwas in Vergessenheit geratenes Kapitel. Dabei hat sich der Club mit dem Namen DFC Prag seit seiner Gründung in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zu seiner Auflösung vor dem Zweiten Weltkrieg in recht markanter Weise in die tschechische und deutsche Fußballgeschichte eingeschrieben. 1903 gelangte der DFC Prag bis ins Finale der ersten deutschen Meisterschaften, später war er über mehrere Jahre hinweg im höchsten tschechoslowakischen Wettbewerb vertreten. Die Tätigkeit des Clubs wurde schließlich von den Nazis verboten, weil sich seine Mitglieder nicht der Sudetendeutschen Partei anschließen wollten. Zur Erinnerung an den Fußballclub laden die Vertreter des Vereins Initiative 1903 e. V. in diesem Jahr nach Prag ein. Geplant sind eine Reprise des historischen Finales VfB Leipzig – DFC Prag aus dem Jahr 1903, die Installation einer Gedenktafel für den DFC Prag und ein Themenspaziergang zu den historischen Stadien des Clubs. Das Projekt, welches u. a. daran erinnert, dass das deutsch-jüdisch-tschechische Prag nicht ausschließlich auf Literatur beschränkt war, wird vom Zukunftsfonds mit einem Betrag von 2000 Euro gefördert.
Gemeinsamer Naturschutz
Grenze verbindet! So lautet das aktuelle Thema des Jahres. Ausgerichtet ist es auf innovative Projekte, die die Entwicklung engerer Beziehungen zwischen den in der Grenzregion lebenden Tschechen und Deutschen fördern. Ebendieses Ziel hat sich das HeuHoj-Camp 2015 gesetzt, das im Sommer im Osterzgebirge stattfindet. Das Gebiet ist Zufluchtsort vieler seltener und geschützter Tierarten. In dem Bestreben, den typischen Charakter der örtlichen Landschaft zu wahren, werden die Teilnehmer des Workcamps in Zusammenarbeit mit Landwirten auf deutscher wie tschechischer Seite mit der Sense mehrere Wiesen mähen. Die Aktion umfasst zudem ein kulturelles Begleitprogramm, das auf die Vertiefung der Kontakte zwischen Tschechen und Deutschen ausgerichtet ist. So kann sich z. B. am 4. Juli ein breites Publikum an dem im grenznahen Zinnwald stattfindenden HeuHoj-Fest beteiligen, das u. a. zu einer Vorstellung des Theaterensembles A BASTA! einlädt. Der Zukunftsfonds stellt für dieses Projekt 14.000 Euro zur Verfügung.
Hus-Pilgerwanderung 2015
Eine Gruppe von Pilgern wird mit Pferden und Wagen von der Burg Krakovec bei Rakovník bis nach Konstanz ziehen. Der Folkloreverein Guardia Broda Bohemicalis o.s. hat ein originelles Projekt konzipiert, das hundert tschechischen und hundert deutschen Teilnehmern die Möglichkeit bietet, auf der Route von Hus‘ letzter Reise bis zu jenem Ort zu pilgern, wo der Reformator vor 600 Jahren verbrannt wurde. Etwa in der Mitte des Weges, in Pommelsbrunn bei Hersbruck, ist eine Hus-Ausstellung geplant. Die Projektteilnehmer haben Gelegenheit, sich größere Kenntnisse über Hus selbst aneignen, zur gegenwärtigen deutsch-tschechischen Debatte über diesen Kirchenreformator beizutragen und durch die gemeinsame Pilgerfahrt um ein Erlebnis reicher zu werden. Der DTZF fördert das Projekt mit 123.000 Tschechischen Kronen.
Weitere Informationen und Kontakt:
Petr Janoušek
Mail: petr.janousek@fb.cz
GSM: +420 724 808 175
Tel: +420 283 850 512