Dokumentation Obersalzberg zeigt die Zwangsarbeiter-Ausstellung "Im Totaleinsatz"
Tausende vergilbter Ausweise, gelbstichiger Fotos, persönlicher Briefe und Postkarten lagern im Nationalarchiv in Prag. Zusammengetragen und ausgewertet hat sie der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF). Er spielte in den Jahren 1998 bis 2006 eine Schlüsselrolle bei der Entschädigung tschechischer Zwangsarbeiter des nationalsozialistischen Deutschland.
Über 250 dieser persönlichen Dokumente und Fotografien zeigt der Zukunftsfonds derzeit in seiner Wanderausstellung „Im Totaleinsatz. Zwangsarbeit der tschechischen Bevölkerung für das Dritte Reich.“ in der Dokumentation Obersalzberg. Den Einführungsvortrag zur Eröffnung am 2. Oktober hielt der tschechische Geschäftsführer des DTZF Tomáš Jelínek. „Die Dokumente geben einen tiefen Einblick in den harten Arbeitseinsatz und die unmenschlichen Lebensbedingungen tschechischer Zwangsarbeiter fern ihrer Heimat, wo Strafe und Vernichtung durch Arbeit an der Tagesordnung waren“, so Jelínek. Auch am Ausbau des damaligen Machtzentrums Adolf Hitlers am Obersalzberg waren tausende Zwangsarbeiter beteiligt - über 1000 von Ihnen waren Tschechen. Die Dokumentation Obersalzberg hat daher die DTZF-Ausstellung um Informationen über jene Zwangsarbeitereinsätze vor Ort erweitert. Die Ausstellung ist noch zu sehen bis zum 27. April 2014. (Presseecho)
Prager Deportations-Bahnhof Bubny als Ort der Erinnerung
Wie kann man in einer Zeit, in der es keine Zeugen mehr geben wird, die Erinnerung an den Holocaust wachhalten? Wie muss eine nachhaltige Gedenkkultur gestaltet sein? Wie ist heute mit Orten der Erinnerung umzugehen wie dem früheren Prager Bahnhof Bubny, von dem aus 50.000 Juden unter anderem in das KZ Theresienstadt deportiert wurden?
Diese und weitere Fragen diskutierten am 5. Juni die Gäste der Podiumsdiskussion „Das Erbe der Shoah – Wert oder Belastung?“, zu der neben dem US-Diplomaten Stuart Eizenstat auch der tschechische Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Tomáš Jelínek, ins Zentrum für zeitgenössische Kunst DOX eingeladen war. Jelínek erinnerte in der Diskussion an die Gedenkkultur, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland herausgebildet hat. Ein Ort wie der Bahnhof Bubny wäre in Deutschland vermutlich bereits zu einem Mahnmal mit Dokumentationszentrum umgestaltet worden, so Jelínek. Ohne die stetige Suche nach Antworten auf die Grundfragen der Moral, wie sie sich dem Einzelnen und ganzen Gesellschaften in Grenzsituationen stellen, könne die Wachsamkeit der jungen Generation kaum aufrechterhalten werden. „Orte wie der Bahnhof Bubny mit seiner traurigen Geschichte erfüllen in diesem Prozess eine wichtige Funktion“, erklärte Tomáš Jelínek.
Die Podiumsdiskussion wurde vom Filmemacher Pavel Štingl, dem Gründer der Gesellschaft „Památník ŠOA Praha“, im Rahmen einer Veranstaltungsreihe rund um den Bahnhof Bubny organisiert. Am 11. Juni wurde im Bahnhof die Ausstellung „Kadiš“ (Kaddisch) eröffnet.
Keine Gewalt, sondern Argumente - „Jugend debattiert international“
„Soll in Tschechien das Mehrheitswahlrecht eingeführt werden?“ An dieses Thema wagten sich Ende Mai die besten jungen Debattanten aus Tschechien im Landesfinale des Rhetorikwettbewerbs „Jugend debattiert international“, ein Projekt, das der Zukunftsfonds in Tschechien regelmäßig fördert.
Die Gründe erläuterte der tschechische Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Tomáš Jelínek, in einer Podiumsdiskussion, an der auch der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Günter Saathoff, teilnahm. Gerade Fremdsprachenkenntnisse hätten eine Schlüsselfunktion bei der Verständigung über die Grenzen hinweg. Das Verständnis füreinander förderten aber auch Zusammenkünfte wie das gemeinsame deutsch-tschechische Debattier-Training in Sebnitz im Vorfeld des Wettbewerbs, so Jelínek. Und nicht zuletzt sei „Jugend debattiert“ ein Projekt, das das demokratische Denken und Handeln fördere, das kritische Zuhören und die Fähigkeit, das Umfeld mit Argumenten zu überzeugen, nicht durch Gewalt und Aggression. „Auch das ist für den Zukunftsfonds, der bei der Entschädigung der NS-Opfer eine zentrale Rolle inne hatte, ein gewichtiger Grund, das Projekt zu fördern“, erklärte Geschäftsführer Jelínek.