Antragsteller:
Olga Černá
www.olgacerna.com
Projektpartner:
Notenspur-Förderverein e.V.
c/o Universität Leipzig
Grimmaische Str. 12
04109 Leipzig
J.B. Foerster (1859-1951) und E. Schulhoff (1894-1942) waren politische Grenzgänger und Kulturmittler zwischen Tschechen, Juden und Deutschen und haben den europäischen Gedanken in einer Zeit antizipiert, in der nationalistische Bewegungen immer aggressiver auftraten. Schulhoff musste diese Entwicklung schließlich als deutsch-tschechischer Jude 1942 im Internierungslager Wülzburg mit dem Leben bezahlen.
Foerster war über sein kompositorisches Schaffen hinaus sowohl in Prag als auch später in Hamburg und Wien als Musikwissenschaftler und Musikkritiker tätig, der dem deutschsprachigen Publikum vor allem die Werke seiner tschechischen Kollegen näher brachte. Schulhoff hat sich ganz maßgeblich für seine Wiener Komponistenkollegen Schönberg und Berg eingesetzt und gehörte zu den weltoffensten Künstlerpersönlichkeiten Europas. An Schulhoff und Foerster wird deutlich, dass Musik besonders gut als verbindendes Band zwischen den Kulturen wirken kann, weil sie Sprachbarrieren überwindet und direkt die Emotionen anspricht. Verstärkt wird die Botschaft der verbindenden Kraft der Musik, indem in den Konzerten deutschsprachige Lieder der beiden Grenzgänger durch tschechische Musiker interpretiert werden. Zudem ist eine umfangreiche Begleitbroschüre entstanden, in der alle Texte sowohl auf Deutsch als auch auf Tschechisch vorzufinden sind. Die Spuren beider Komponisten führen auch nach Leipzig. Im 1887 gegründeten Otto-Junne Verlag ist ein Teil des Liedschaffens Foersters erschienen. Besonders bedeutsam ist die Stadt jedoch für das Leben Schulhoffs. In Leipzig hat dieser 1907 bis 1910 prägende Eindrücke als Student des Königlichen Konservatoriums (jetzt Hochschule für Musik und Theater) erfahren, sowohl als Komponist bei Max Reger als auch als Pianist bei Robert Teichmüller. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gab Schulhoff in Leipzig Konzerte mit neuer Musik und spielte beim neugegründeten Mitteldeutschen Rundfunk eigene Klavierwerke ein.
Ein Hauptanliegen der Leipziger Notenspur (Projektpartner) ist der Einbezug historischer Orte. Es war deshalb ein besonderer Wunsch der tschechischen Künstler und der Leipziger Notenspur, das Leipziger Konzert an diesem authentischen Ort durchzuführen.
Beim Stimmungsbilder-Konzert werden auch Studierende der HMT als nachgeborene Kommilitonen von Erwin Schulhoff aktiv in die Gestaltung einbezogen. Im Rahmen des Konzertes wird ein Jugendwerk Schulhoffs aus dessen Leipziger Studienzeit zur Uraufführung gebracht: Der A Cappella Satz „Mein Gott, öffne mir die Pforten“ wird nach mehr als einhundert Jahren an seinem Entstehungsort erklingen. Einen Tag vorher werden in einem Foyerkonzert Musikstudenten und -schüler Werke von Reger und Schulhoff interpretieren sowie eigene Improvisitationen spielen.
Initiatorin des Projektes ist die Prager Mezzosopranistin Olga Černá, die sich seit vielen Jahren intensiv dem Liedschaffen von Erwin Schulhoff und Josef Bohuslav Foerster widmet. Für das Stimmungsbilder-Projekt hat sie sich mit weiteren renommierten Künstlern zusammengeschlossen: den beiden tschechischen Musikern Jana Vonášková-Nováková (Violine) und Daniel Wiesner (Klavier) sowie dem Schauspieler Alfred Strejček. Die Musikwissenschaftlerin PhDr. Vlasta Reittererová äußert sich zudem in ihrem einführenden Vortrag zur „Literarischen Inspiration in der Musik“.