Der Deutsch-tschechische Zukunftsfonds hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Journalistenverband (DJV) und dem Tschechischen Journalistenverband (Syndikát novinářů) im Januar erstmals den Deutsch-tschechischen Journalistenpreis verliehen.
Auf einer Festveranstaltung im Prager Theater Studio Hrdinů wurden vor rund 300 geladenen Gästen aus Deutschland und Tschechien die insgesamt acht Gewinner (darunter zwei Autoren-Duos) bekannt gegeben, von Vertretern der Jury gewürdigt und in Kurzfilmporträts vorgestellt.
„Das große Interesse an der heutigen feierlichen Preisverleihung zeigt, dass die Nachfrage nach einem Journalismus, der auf gründlicher Recherche und unter die Oberfläche gehender Reflexion von Sachverhalten und Ereignissen beruht, in Tschechien und Deutschland groß ist“, sagte Tomáš Jelínek, Leiter des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. „In den 20 Jahren seit Unterzeichnung der Deutsch-tschechischen Erklärung haben sich die gegenseitigen Beziehungen zwar enorm verbessert, aber ohne einen Qualitätsjournalismus, der das Nachbarland in den Blick nimmt und die Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen, hätte die gegenseitige Kenntnis übereinander und das Verständnis für den Anderen mit Sicherheit ein niedrigeres Niveau“, so Jelínek.
Der Preis wurde in den Kategorien Text, Audio und Multimedia jeweils an den besten Beitrag in deutscher und den besten Beitrag in tschechischer Sprache vergeben und ist mit jeweils 2000 Euro dotiert.
Mit dem Sonderpreis „Milena Jesenská“ würdigten die Veranstalter darüber hinaus einen deutschen und einen tschechischen Beitrag, der sich mit aktuellem Gegenwartsbezug der Zivilcourage und der multikulturellen Verständigung und Toleranz zwischen beiden Ländern und ihrem Zusammenleben in Europa widmet. Die Preise wurden von Studierenden der Akademie für Bildende Künste in Prag gestaltet.
Um den Preis hatten sich über 90 Beiträge beworben. Die Palette der beteiligten Medien war breit und umfasste alle wichtigen Medien auf beiden Seiten der Grenze. Vielfältig war auch das Themenspektrum der eingereichten Beiträge. Auf tschechischer Seite reflektierten die meisten Beiträge naturgemäß den Umgang Deutschlands mit der Flüchtlingskrise. Bei den deutschen Einsendungen standen Themen im Vordergrund, die sonst nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, aber eine starke Aussagekraft besitzen.
Mit dem Preis wollen die Veranstalter Journalistinnen und Journalisten auszeichnen, die gegen den Trend der schnellen, oberflächlichen Berichterstattung gehen und so zum besseren Verständnis zwischen Deutschen und Tschechen beitragen.
„Jahrzehnte lang haben wir daran gearbeitet, dass wir aufhören, die Grenze zwischen uns als lebendige Narbe zu empfinden. Jetzt beobachten wir, wie sich schnell verändert, was bereits etabliert zu sein schien“, betonte Petr Pithart, der frühere Regierungschef und Senatsvorsitzende, in seiner Keynote. „Das Interesse an den Nachbarn muss erneut gepflegt werden, bevor die Menschen zu alten Vorurteilen zurückkehren, zu denen jetzt noch neue hinzukommen könnten. Deshalb dieser neue Preis, der nicht zufällig genau heute erstmals vergeben wird.“
Die Gewinner des Deutsch-tschechischen Journalistenpreises 2016:
Kategorie Text:
- Lucie Suchá: Oheň, fotbal, Německo, Reportér, 16.5.2016
- Corinna Anton: Die Brücke am Pöhlbach, Prager Zeitung, 3.9.2015
Kategorie Audio:
- Dora Kaprálová: Alenka v říši divů, aneb má cesta za uprchlíky, Česky rozhlas ČRO 2 (Sendereihe Dobrá vůle), 12.12.2015
- Martin Becker/ Tabea Soergel: Kommt ein Dicher in die Kneipe. Oder: Das Petr-Prinzip, SWR, 18.10.2015
Kategorie Multimedia:
- Vojtěch Berger: Cíl: Německo, Český rozhlas, 14.4.2016
- Arndt Ginzel/ Martin Kraushaar: Milliardengrab Autobahn, MDR Fernsehen, 14.11.2015
Sonderpreis „Milena Jesenská“:
- Dora Kaprálová: Lajkujte mně a smrt se vám vyhne, Reportér, 1. 2. 2016
- Kilian Kirchgeßner: Pfarrer Toufar ist verschwunden, Deutschlandfunk, 17.2.2016
http://deutsch-tschechischer-journalistenpreis.de/