Am letzten Samstag im Juni (26.6.2021) ist eine kleine deutsch-tschechische Insel im Zentrum von Prag gestrandet - beim Festival United Islands/ German edition. Die Inselbesucher konnten erleben und ausprobieren, wie deutsch-tschechische Zusammenarbeit in der Praxis aussieht.
Nachdem über einen sehr langen Zeitraum keinerlei öffentliche Veranstaltungen (und grenzüberschreitende schon gar nicht) stattfinden konnten, weder in Deutschland noch in Tschechien, gab es so erneut die Möglichkeit, sich persönlich mit Menschen zu treffen, die Spaß an deutsch-tschechischer Zusammenarbeit haben und sich aktiv an ihr beteiligen. Nicht nur sie, sondern eine wirklich breite Öffentlichkeit hatte die Gelegenheit, sich anzuschauen, welche interessanten Projekte in der deutsch-tschechischen Welt entstehen und sich zu weiteren Ideen inspirieren zu lassen.
Den Auftakt bildete ein deutsch-tschechischer Brunch, auf dem sich Gäste aus Nah und Fern trafen. Die Sehnsucht, sich endlich wieder persönlich mit alten (und neuen) Bekannten zu treffen, die das Interesse verbindet, gemeinsam an einer Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen mitzuwirken, hat einige Besucher dazu veranlasst, bereits einen Tag früher nach Prag anzureisen.
Auf den Brunch folgte die Debatte “Fünf vor zwölf: Eine deutsch-tschechische Diskussion über Klima und Diversität”, in der die Landwirte Jiří Prachař (AMPI) und Klaus Strüber, die Künstlerinnen Verena Russel (Komplex Chemnitz) und Dana Račková (Performalita) sowie Marek Liebscher vom Umweltzentrum Dresden über ihre Erfahrungen mit gemeinsamen Projekten sprachen. Moderiert wurde die Debatte von Veronika Kupková.
Den ganzen Tag über hatten die Festivalbesucher die Möglichkeit, sich in Landart-Gestaltung zu versuchen, unter der Regie vom Geopark Ralsko. Gesichter in den Bäumen und Steine, die an der Grenze der Gravitationsgesetze entlang balancierten, waren ein großer Erfolg und stießen beim Publikum auf Begeisterung. Wer wollte, konnte dank AMPI, einem Netzwerk für biodynamische Bildung und dem Umweltzentrum Dresden etwas mehr über ökologische Landwirtschaft erfahren und darüber, wie sich jungen Menschen ein Interesse für Umwelt und Umweltschutz vermitteln lässt. Der Verein Kulturaktiv Dresden vermittelte uns seine Erfahrungen mit nachbarschaftlichem Engagement in Dresden, und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste stellte Aktivitäten vor, mit denen sie zur Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen beiträgt.
Das war aber noch längst nicht alles! Das Publikum musste teils lachen, teils blieb ihm der Atem stocken, als es die akrobatischen Kreationen vom Cirkusu trochu jinak (Zirkus etwas anders) sah. Die Theater Ensembles Performalita, Spielraum Kollektiv und Komplex Chemnitz warfen wiederum mit ihren Performances die Frage auf, was konkret nachhaltigen Lebensstil im Leben jedes Einzelnen ausmacht und wie bereitwilig wir sind, unser Leben mit Blick auf die bevorstehende ökologische Krise zu ändern. Florent Golfier aus der Organisation tYhle hielt für die Festivalbesucher mehrere Sprach-Workshops bereit, in denen diese ihre Mehrsprachigkeit testen konnten. Und last but not least half auch der Kinderclub des Goethe Instituts dabei, sich mit einer Fremdsprache bekannt zu machen.
Es ist angenehm und erfrischend, wenn sich von Zeit zu Zeit Wellen von verschiedenen Seiten auf einer Insel treffen - besonders wenn es sich um Wellen aus freundschaftlichen deutsch-tschechischen Gewässern handelt.