Reiner Stach: „Kafka 3 - Die Jahre der Erkenntnis (1916 - 1924)“

Der Verlag Argo hat den dritten und letzten Band der Kafka-Biographie des deutschen Literaturhistorikers Rainer Stach herausgegeben. Übersetzt wurde sie von Petr Dvořáček. 18 Jahre lang hat Stach an dem monumentalen Werk gearbeitet, das die Persönlichkeit des Schriftstellers und dessen Werk in seiner Kompliziertheit und Komplexität und zugleich unglaublich fesselnd und lebendig darstellt.

Der abschließende Band „Die Jahre der Erkenntnis (1916 - 1924)“ umfasst die letzten acht Lebensjahre Kafkas. Diese Zeit erlebt er im Zeichen des Zusammenbruchs aller Werte und Sicherheiten: Der Erste Weltkrieg erschütterte seinen ohnehin zerrütteten Glauben an die Menschheit stark. Österreich-Ungarn erlosch und Kafka wurde zum deutschen Juden mit tschechischem Reisepass. Die Tuberkulose brach bei ihm aus und schränkte sein Leben und Schaffen mehr und mehr ein. Nicht einmal seine Beziehungen mit Frauen brachten ihm eine Hoffnung auf Glück. Kafkas zunehmende Unsicherheit und Zweifel hatten auch zur Folge, dass seine Werke aus dieser Zeit unvollendet oder nur in handschriftlicher, laut dem Autor unfertiger Version blieben.

Kafkas Werk wurde vor allem in den frühen Jahren seines Weltruhms häufig als ‚Prophezeiung‘ bezeichnet. Kafka ahnte als einer der ersten die anonymisierte Gewalt des 20. Jahrhunderts voraus und beschrieb sie mit Weitblick. Vor allem darin ist die mitreißende Wirkung seines Werks begründet.

Die Biographie von Reiner Stach gilt bereits international als fundamentales Werk, das die Möglichkeiten der literarischen Biographie neu definiert. Reiner Stach hat ein buntes und kompaktes Panorama der Zeit und gleichzeitig eine einfühlsame Studie eines außergewöhnlichen Menschen vorgelegt.