Antragsteller:
Pragkontakt, z.s.
Neklanova 120/18
12800 Praha 2
Projektpartner:
Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem
Maximilianstraße 7
93047 Regensburg
Der Verein Pragkontakt brachte für eine Woche Schülerinnen des Prager Gymnasiums Na Pražačce mit gleichartigen Schüler/-innen eines deutschen Gymnasiums aus Delbrück unweit von Paderborn zusammen. Diese „Samtene Begegnung“ fand einige Tage vor den Feierlichkeiten anlässlich der „Samtenen Revolution“ statt, die vor 29 Jahren zum Fall des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei führte. Schüler/-innen der beiden Gymnasien beteiligten sich an diesen Feierlichkeiten auf etwas unkonventionelle Weise, nämlich als Teilnehmer/-innen eines satirischen Karnevalsumzugs mit dem Namen „Samtene Fastnacht“, den die Initiative Fór_um bereits seit acht Jahren in Prager Straßen veranstaltet. Mit dem Umzug will sie darauf hinweisen, dass man diesen „Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie“ auch sinnvoller und mit mehr Freude feiern kann als mit Kranzniederlegungen und Kerzenanzünden. An der "Samtenen Fastnacht" nehmen in der Regel verschiedene Vereine, Initiativen und Schulen teil, die sich auf satirische und kreative Weise zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen äußern. Als Ausdrucksmittel dienen ihnen die Masken.
Die Schüler/-innen aus Prag und Delbrück nannten das Thema ihres Maskenumzugs „In der Gefangenschaft des Schönheitsideals“. Bei eintägigen Vorbereitungsworkshops an beiden Schulen Ende September stellten sie gemeinsam fest, dass es sie ärgert, wie die sozialen Medien das Schönheitsideal bestimmen. Schrittweise erarbeiteten sie ein Konzept ihrer Karnevalspräsentation: Den Auftritt beherrschte eine riesige Barbie-Puppe als Symbol des aufgezwungenen Schönheitsideals und die Schüler/-innen selbst verwandelten sich in Smartphones, die mit Botox-Lippen, großen Wimpern oder schlanken Hüften unter die Passanten strömten, begleitet von "Likes" und Herzchen.
Die gemeinsame Herstellung der Masken in den Räumlichkeiten des Kampus Hybernská unter der Leitung des Künstlers Gilberto Conti war laut der Schüler/-innen der beste Programmpunkt. Außerdem ergänzten noch ein Trommelworkshop und eine Stadtführung auf den Spuren der Samtenen Revolution und des Alltagslebens im Kommunismus das Programm. Das größte Erlebnis war für die Schüler/-innen aber zweifellos der eigentliche Maskenumzug am 17. November, mit dem sie Hunderte von Zuschauern amüsierten. „Wenn man Fotos anschaut, wird immer wieder deutlich, wie wunderbar diese Woche für unsere Schüler/-innen war“, schreibt Andrea Simon, Deutsch- und Kunstlehrerin am Gymnasium Delbrück.
foto: Jan Hromádko/ Andrea Simon