Antragsteller:
Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Residenzschloss / Taschenberg 2
01067 Dresden
www.skd.museum
Projektpartner:
Národní galerie v Praze
Staroměstské nám. 12,
110 15 Praha 1
www.ngprague.cz
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Nationalgalerie Prag feierten ihre neue Kooperation mit einem Kulturprogramm auf der Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag. An vier Terminen in diesem Winter haben Kulturschaffende aus Tschechien und Deutschland den Eurocity-Zug der Tschechischen Bahngesellschaft České dráhy und der Deutschen Bahn zwischen Prag und Dresden als mobile Spielstätte genutzt. Der „Kulturzug Praha – Dresden // Dresden – Praha“ war zweimal von Dresden nach Prag und zweimal in die entgegengesetzte Richtung unterwegs.
Für den Auftakt des Programms konnten die Museumsverbände den Dichter Durs Grünbein gewinnen, der am 4.11. auf der Strecke von Dresden nach Prag u.a. aus seinem neuen Gedichtband „Zündkerzen“ sowie seinem autobiografischen Buch „Die Jahre im Zoo“ las. Während draußen Elbe, Sächsische Schweiz, Moldau, Wiesen und Felder vorbeizogen, herrschte drinnen wohlige Gemütlichkeit. Dem Vorschlag des Dichters, doch bis nach Budapest weiterzufahren, hätte in diesem Moment wohl jeder gern zugestimmt.
Am 1.12. war die Sängerin, Texterin, Schauspielerin und Zeichnerin Anna Mateur im Kulturzug von Dresden nach Prag unterwegs. Während der Fahrt fertigte sie als „Orakelmateur“ Zeichnungen an und legte den Gästen ihre selbst entworfenen Tarot-Karten, um gemeinsam mit dem Publikum in die Zukunft zu blicken. In intimer Atmosphäre kamen die Reisenden der Künstlerin ganz nah, es wurde viel gemeinsam gelacht.
Direkt am nächsten Tag, am 2.12., begleitete die tschechische Künstlerin Kateřina Šedá den Zug von Prag nach Dresden. Für die Fahrt konzipierte sie eine neue partizipative Arbeit. Verkleidet als Engel, Teufel und Nikolaus liefen sie und ihr Team durch den Zug und brachten die Fahrgäste durch den Anreiz einer Belohnung dazu, ihren Mitmenschen ihre Liebe zu gestehen, bei jemandem um Verzeihung zu bitten oder ein Geständnis abzulegen. Die Belohnung wurde dann mit einem beliebigen, ihnen (noch) unbekannten Mitreisenden geteilt.
Am 9.12. lasen die tschechischen Autoren Jakuba Katalpa und David Zábranský auf der Strecke von Prag nach Dresden aus ihren neuen Romanen „Die Höhle“ und „Jenseits der Alpen“. Obwohl die Fahrt wegen einer technischen Störung der Bahn um eine Stunde verlängert wurde, hat dies der guten Stimmung in keinster Weise geschadet. Vielmehr haben die Gäste genoßen, der Lesung und Diskussion weiter zuhören zu können.
Nach den Fahrten hatten die Gäste die Gelegenheit, die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Nationalgalerie Prag zu erkunden. Viele Teilnehmer berichteten, dass dies ihr erster Besuch in der jeweiligen Sammlung sei, aber definitiv nicht der letzte gewesen sein soll.
Die Fahrten mit dem Kulturzug waren sowohl für die Künstler als auch das Publikum eine intensive Erfahrung. Eine mobile Bühne, die durch Zeit und Raum rauscht und am Ende der Veranstaltung das Ankommen in einer anderen Stadt – diese Aspekte machen die Besonderheit dieses Projekts aus. Gleichzeitig wurde mit dem Kulturzug, der die Grenze zwischen den Ländern mit den Mitteln der Kunst scheinbar mühelos überquerte, ein Zeichen für die grenzübergreifende Verständigung zwischen Deutschland und Tschechien gesetzt.
© Národní galerie v Praze, Foto: Helena Fikerová