Pressemitteilung, 04. April 2013
Über 200 Projekte erhalten finanzielle Unterstützung des
Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds
Sonderförderung für den Kampf gegen Rassismus und Extremismus
trifft den Nerv der Zeit
206 Partnerschaftsprojekte aus beiden Nachbarländern werden in den kommenden Monaten mit Hilfe des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds umgesetzt. Der paritätisch besetzte Verwaltungsrat des Zukunftsfonds entschied am 3. und 4. April im Prager Außenministerium über die Vergabe von insgesamt fast 1,1 Mio. Euro. Sie kommen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit unter anderem in den Bereichen Wissenschaft und Dialog, Jugend und Schule oder auch Gemeindepartnerschaften und gemeinsamen Kulturereignissen zugute und helfen so, die Verständigung und Kooperation zwischen Tschechen und Deutschen zu festigen. „Mit unserem Schwerpunktthema für 2013, der ´Erziehung zur Demokratie und Prävention von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus´, haben wir darüber hinaus einen Impuls gegeben, der den Nerv der Zeit trifft“, erklärten nach der Sitzung Kristina Larischová und Albrecht Schläger, die Vorsitzende und der Vizevorsitzende des Verwaltungsrates. Allein für das erste Quartal wurden 16 Anträge für diese Sonderförderung von bis zu 70 Prozent der Projektkosten beim Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds eingereicht.
Eine Auswahl von Projekten, die im ersten Quartal bewilligt wurden:
„Proudění - Strömungen 2013“. Das öffentliche Künstlersymposium im nordböhmischen Řehlovice mit etwa 30 tschechischen und deutschen Künstler und anschließender Vernissage findet in diesem Jahr schon zum 15. Mal statt. Das Treffen ermöglicht eine zehntägige intensive und kreative Zusammenarbeit von Künstlern aus beiden Ländern. Der Blick zurück, der Blick nach vorn, die Schaffung einer neuen politischen Kultur - das sind Themen, die im Jubiläumsjahr des Symposiums auf der Agenda stehen. Proudění – Strömungen, das ist ein deutsch-tschechisches Miteinander, das Kunst, Geschichte und Politik verbindet.
Die Universitäten Konstanz und Ostrava wiederum bringen in Znojmo Studenten aus Deutschland, Tschechien und Österreich zusammen und halten gemeinsam eine „Sommerschule zur deutsch- und tschechischsprachigen Literatur“ ab. Literaturvermittlung und Übersetzungsproblematik zeitgenössischer Werke aus Deutschland und Tschechien stehen Mitte Juni für 14 Tage auf dem Sommerlehrplan. Die Intensität der Lehrveranstaltungen und ihre Ergebnisse haben bereits im vergangenen Jahr nachhaltig gewirkt. Besondere Inspiration versprechen die Lesungen und Gespräche mit Autoren aus allen drei Ländern. Die Sommerschule bietet den Studenten damit literarisch, kulturell und sprachlich ein Bildungsformat, das an vielen Universitäten fehlt.
Einer der wichtigsten Förderbereiche bleibt Jugend und Schule. 76 Projekte erhalten im aktuellen Quartal insgesamt 354.000 Euro Unterstützung. Eines dieser Projekte dreht sich um den bekannten Kater Mikesch aus der Feder von Josef Lada, rührend nacherzählt vom kürzlich verstorbenen Otfried Preußler. Wenn es heute heißt „Kater Mikesch reist um die Welt“, dann sprechen wir von über 90 deutschen und tschechischen Schülern im Alter von 8-12 Jahren aus Weißenberg und Sokolov. Sie erarbeiten in einer gemeinsamen Woche im Landschulheim das Musical über den sprechenden Kater, üben sich in Heimat- und Naturkunde, absolvieren einen deutsch-tschechischen Sprachkurs und erstellen ein Projektwörterbuch. Am 20. April heißt es dann in Weißenberg Vorhang auf für Kater Mikesch!
Die verbindende Kraft der Musik nutzen zwei Projekte auf höchstem Niveau:
Die Festivals „Janáčkův máj“ und „Dresdner Musikfestspiele“ haben sich das Oratoriums „Dream of Gerontius“ von Edward Elgar auf das Programm geschrieben. Sie bringen fast 200 Musiker der Janáček-Philharmonie aus Ostrava und des berühmten Dresdner Kreuzchores zusammen. Höhepunkt der Arbeit sind zwei Konzerte, in Ostrava und Dresden. Sie versprechen musikalischen Genuss und intensive Begegnungen, bei denen nicht nur Musik die gemeinsame Sprache sein wird.
Und wenn Bayern, Böhmen und Sachsen gemeinsam die Kunst feiern, dann verdient das den Namen „Festival in der Mitte Europas“. Es ist die größte deutsch-tschechische Kulturveranstaltung mit dutzenden von Konzerten an mehr als 60 Orten auf beiden Seiten der Grenze, begleitet von Ausstellungen, Workshops, Symposien und Sommerkursen. Die Schirmherrschaft übernehmen Bundeskanzlerin Merkel, Premier Nečas und die Ministerpräsidenten Bayerns und Sachsens, Seehofer und Tillich. Dieses 22 Jahre alte Festival gehört mit einer Fördersumme von 110.000 Euro zu den größten der vom Zukunftsfonds unterstützten Projekte.
Für das Jahr 2013 hat der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds die „Erziehung zur Demokratie und Prävention von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus“ als „Thema des Jahres“ ausgerufen. In diesem Rahmen fragt die Brücke/Most-Stiftung „Was ist Dir Recht(s)?“. Angesprochen sind deutsche Schüler, die mit Unterstützung der Stiftungsfiliale „Pragkontakt“ in die tschechische Hauptstadt kommen (jährlich 2000 – 2500 Personen). „Pragkontakt“ plant zehn binationale Begegnungen, 20 Gespräche mit Zeitzeugen des Holocaust und 10-15 Besuche von Theresienstadt und Lidice. Vier thematische Workshops, die zum Thema Kampf gegen Rassismus und Extremismus erarbeitet werden, sollen dauerhaft in das Angebot von Pragkontakt integriert werden.