Pressemitteilung, 17. Juni 2014
Kulturminister Herman würdigt die Arbeit des
Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds
DTZF bewilligt 196 neue Nachbarschaftsprojekte
(Prag) Der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds (DTZF) kam auf Einladung von Minister Daniel Herman am 16. und 17. Juni im Kulturministerium zusammen. Insgesamt rund 888.000 Euro werden in den kommenden Monaten für 196 deutsch-tschechische Projekte zur Verfügung gestellt, teilten die DTZF-Verwaltungsratsvorsitzenden Albrecht Schläger und Kristina Larischová mit. Minister Herman würdigte in einem Grußwort die Arbeit, die der DTZF für die deutsch-tschechische Nachbarschaft in den letzten 16 Jahren geleistet hat. „Von wieder aufgebauten Kirchen, die erneut zu einem Ort der Begegnung werden, über wissenschaftlichen und kulturellen Austausch bis hin zu ganz persönlichen Beziehungen, die durch die gemeinsame Arbeit an einem Projekt entstanden sind – all das sind Ereignisse, die eine Nachbarschaft lebendig machen. Sie sind nicht selbstverständlich“, erklärte Herman.
Der Minister und die Verwaltungsratsmitglieder tauschten sich auch über die künftige „Ausstellung zur Geschichte der Deutschen in den böhmischen Ländern“ des Collegium Bohemicum in Ustí n.L. (Aussig) aus. Beide Seiten sind sich einig über die Bedeutung der Ausstellung und hoffen auf eine baldige Eröffnung. „Die Ausstellung wird ein kleines, aber bedeutendes Stück dessen, was nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tschechoslowakei verloren gegangen ist, bewahren,“ erklärte der Verwaltungsratsvorsitzende Schläger. Die einmalige Museumssammlung ist durch die Förderung des DTZF möglich geworden. Die Ko-Vorsitzende Larischová betonte, „diese Ausstellung wird das tschechische Bewusstsein von der eigenen Geschichte bereichern“.
Anbei eine Auswahl von aktuell bewilligten Projekten:
Thema des Jahres: Drogenprävention
„Hellwach - ich weiß doch Bescheid!“ - Dieses Projekt der Jugendherberge Wunsiedel könnte Modellcharakter haben. Für fünf Tage (24.-28.11.2014) kommen 105 deutsche und tschechische Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren zusammen, um sich gemeinsam mit Methoden der Suchtprävention gegen die Gefahren des Drogenkonsums zu wappnen. Es handelt sich um die Altersgruppe, die am meisten mit Drogen experimentiert. Bei diesem Projekt arbeiten Schulen und Institutionen zusammen, die sich der ernsten Situation im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet bewusst sind. Eingebunden in das Programm sind Präventionsexperten, die Polizei und eine Therapieeinrichtung. Ziel ist es, den Jugendlichen zu helfen, gemeinsam eine Haltung zu entwickeln, die ein „Nein“ zu Drogen erleichtert. Der Zukunftsfonds fördert dieses breit aufgestellte Projekt mit 14.000 Euro.
Stichwort Bestandsaufnahme: Jugendliche und junge Erwachsene (15 – 26 Jahre) aus Deutschland und Tschechien drehen eine Reportage über die Situation an der tschechisch-sächsischen Grenze hinsichtlich der Drogenproblematik. Der Film knüpft an eine Reportage an, die zum Schengen-Beitritt Tschechiens vor sieben Jahren entstanden war. Haben sich die Ängste und Erwartungen der Menschen im Grenzgebiet erfüllt? Das ist die Leitfrage. Die Reportage und ihre Ergebnisse werden rund 150 Schüler, Studenten, Politiker, Vertreter von NGOs und der Polizei auf einer deutsch-tschechischen Konferenz diskutieren. Das Dokument soll auch als Unterrichtsmaterial an Schulen verwendet und über die sozial Netzwerke verbreitet werden. Das Projekt der tschechischen Bürgervereinigung SeeMedia unterstützt der Zukunftsfonds mit über 6.200 Euro.
Beim Austausch von 30 Schülern und vier Lehrern des Gymnasiums Františka Martina Pelcla in Rychnov nad Kněžnou und des Albert-Einstein Gymnasiums in Magdeburg soll es zur Sache gehen: „AustauschSUCHT?! oder Süchte und ihre Prävention...“ ist das Thema ihres für 2014/2015 geplanten Austausches. Dabei geht nicht nur um harte Drogen, auch das allgemeine Phänomen Sucht- und Suchtverhalten wollen die Schüler gemeinsam verstehen lernen. Fachliche Unterstützung erhalten sie dabei von Drogenexperten aus Rychnov. Der Zukunftsfonds fördert das Projekt mit über 3.000 Euro.
Naturschutz
Naturschutz im Erzgebirge - 18 junge Erwachsene aus Deutschland und Tschechien pflegen vom 19. bis zum 27. Juli gemeinsam die Bergwiesen des Osterzgebirges und übernehmen Verantwortung für eine Region, die sie teilen. Der Umweltverein GRÜNE LIGA Osterzgebirge e.V. organisiert dieses Workcamp mit der tschechischen Initiative „Občanské sdružení za obnovu Fojtovic“. Naturschutz, Geschichte und Gegenwart dieser Grenzregion, die Sprache und das Kennenlernen der Mitstreiter stehen in diesen neun Tagen auf dem Programm. Fast 3.200 Euro stellt der Zukunftsfonds für diese Zusammenarbeit zur Verfügung.
Ausstellung
Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Wo es Krieg gibt, da gibt es Flucht und Vertreibung. Zeitweise bis zu 100.000 Juden aus Galizien, der Bukowina und dem Süden der Habsburgermonarchie suchten schon wenige Wochen nach Ausbruch der Kriegshandlungen Zuflucht in den Böhmischen Ländern. Diesem Exodus und seinen Folgen widmet das Jüdische Museum in Prag in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin seine Ausstellung „Orient in Böhmen? Jüdische Flüchtlinge im Ersten Weltkrieg“. Wie reagierten damals die staatlichen Behörden auf den Flüchtlingsstrom? Welchen Einfluss hatten diese Ereignisse auf den tschechischen Antisemitismus nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik? Ab Ende August bringt die Ausstellung Licht in einen wenig erforschten Bereich des Ersten Weltkriegs. Der Zukunftsfonds gewährt eine Unterstützung von rund 8.000 Euro.
Publikation
Immer wieder gelingt es den Olmützer Germanisten der Palacký-Universität literarische Schätze zu heben, und zwar Dank intensiver Forschung zur deutschsprachigen Literatur aus Mähren. Nach dreijähriger Arbeit erscheint im Herbst 2014 die einzigartige „Anthologie der deutschmährischen Literatur“ mit Erzählungen, Novellen und Gedichten zumeist wenig bekannter Literaten aus Olmütz und weiteren Regionen Mährens und Schlesien – und zwar in deutscher und tschechischer Sprache. 25 Autoren werden in diesem Lese- und Lehrbuch Schülern und Studenten näher gebracht und jedem, der tiefer eintauchen möchte in die literarische Vergangenheit einer außergewöhnlichen Region. Der Zukunftsfonds fördert die Publikation mit rund 4.000 Euro.
Und außerdem?
Es gibt die unzähligen kleinen und großen Projekte, neu oder schon Tradition geworden, die mit Spiel, Spaß und einem Augenzwinkern die deutsch-tschechische Freundschaft hochleben lassen. Sei es das Jonglier- und Gauklertreffen vom 29. bis zum 31. August, bei dem sich Deutsche und Tschechen in der Jugendbildungsstätte Waldmünchen gegenseitig inspirieren. Seien es die POPRÁCI Rixdorfer Festspiele, die auf die Ankunft böhmischer Glaubensflüchtlinge in Rixdorf zurückgehen. Es geht um die frei erfundene, schöne Geschichte von der Beilegung eines Streits zwischen Tschechen und Deutschen durch einen sportlichen Wettkampf: das traditionelle Strohballenrollen. Oder sei es das Jugendfeuerwehr-Camp der Städte Nýřany und Zeulenroda-Triebes vom 26. Juli bis zum 2. August, bei dem deutsche und tschechische Feuerwehrleute zwischen 6 und 15 Jahren gemeinsam üben und Spaß haben.