Pressemitteilung, 25. September 2013
Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds bewilligt in Bad Schandau 119 grenzüberschreitende Projekte
Allein 30 der neuen Projekte finden in Sachsen
(Bad Schandau) Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF) tagte am Dienstag und Mittwoch im sächsischen Bad Schandau. Insgesamt 119 deutsch-tschechischen Projekten sagte der Verwaltungsrat auf seiner vierteljährlichen Sitzung finanzielle Unterstützung in einer Gesamthöhe von über 477.000 Euro zu. Allein über 30 der aktuell bewilligten Projekte finden in Sachsen statt. „Der Wille zur Verständigung und Zusammenarbeit ist in Deutschland und Tschechien ungebrochen, gerade auch da, wo es Probleme zu lösen gilt“, erklärte die tschechische Verwaltungsratsvorsitzende Kristina Larischová beim anschließenden Pressegespräch.
In seinem 15. Jubiläumsjahr unterstützt der Zukunftsfonds mit seinem aktuellen „Thema des Jahres“ in besonderer Weise Projekte, die sich für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus stark machen. In beiden Ländern gebe es ein erhebliches rechtsradikales Gewaltpotenzial, so Larischová.
Der DTZF lege großen Wert auf eine nachhaltige Wirkung der von ihm unterstützten Projekte, ergänzte der deutsche Ko-Vorsitzende Albrecht Schläger. „Der Zukunftsfonds wird sich - auch über das Jahr 2013 hinaus - im Rahmen seiner Möglichkeiten um eine maximale Förderung von Projekten bemühen, die sich für Demokratie und gegen menschenfeindliches Verhalten in der Gesellschaft einsetzen,“ so Schläger. Gerade auch bei diesem Thema zeige sich, dass „Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg dauerhaftes Engagement brauche.
Anbei eine Auswahl aktuell bewilligter Projekte:
Jugendarbeit - „Thema des Jahres“
„Roma-Generation 2.0“: Junge Roma aus Deutschland und Tschechien mit jugendlichen Nicht-Roma zusammenbringen, das ist das Ziel der Bürgerinitiativen „Slovo 21“ und „Roma Trial“. Die Jugendlichen sollen gemeinsam ein Netzwerk errichten und zu so genannten „Youth-Leaders“ ausgebildet werden, die eine Vorbildfunktion für Altersgenossen haben und die Interessen der Roma-Minderheit öffentlich und öffentlichkeitswirksam vertreten. Insgesamt sind 120 Personen am Projekt beteiligt. Der DTZF unterstützt dieses ambitionierte Vorhaben mit 380.000 Kronen.
Multiplikatorentraining für Jugendliche aus dem nordböhmischen Bílina und dem sächsischen Chemnitz: Das Besondere daran - es handelt sich um sozial benachteiligte Jugendliche, die sich bereits in ihren Städten aktiv für die Bürgergesellschaft engagiert haben. Sie nehmen im Oktober und November an mehrtägigen Workshops in Bílina und Chemnitz teil, werden geschult zum Thema Stadtentwicklung und politische Teilhabe und erhalten Basiswissen zur Projektsteuerung (Organisation von Zeit und Geld, Networking etc.) und Öffentlichkeitsarbeit. Diese enge Zusammenarbeit zwischen den Vereinen Selbsthilfe Wohnprojekt Further Straße und FidoDido fördert der DTZF mit über 6.000 Euro.
Die Projektstelle gegen Rechtsextremismus des Bayerischen Bündnisses für Toleranz und das Koordinierungszentrum Tandem / Pilsen richten einen dreitägigen Workshop aus, der im Dezember im bayerischen Bad Alexandersbad stattfindet. Er soll die Möglichkeiten und Grenzen zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus in Deutschland und Tschechien ausloten. Engagierte Bürger und Experten aus beiden Ländern werden Erfahrungen austauschen und gemeinsam weitere grenzüberschreitende Konzepte entwickeln. Der DTZF fördert diese Zusammenarbeit mit über 13.000 Euro.
Kulturelle Zusammenarbeit
In wenigen Monaten wäre der Schriftsteller, Tscheche und Mitteleuropäer Bohumil Hrabal 100 Jahre alt geworden. Kaum ein anderer tschechischer Schriftsteller hat auch in Deutschland eine so große Leserschaft fasziniert und mit seinen Romanen so tief in die tschechische Seele blicken lassen. Die Gedenkstätte des nationalen Schrifttums in Prag und das Literaturhaus Berlin konzipieren gemeinsam eine deutsch-tschechische Ausstellung, in die auch Hrabals Kontakte zur deutschen Kultur einfließen. Die Ausstellung läuft von April bis September in Prag und anschließend in Berlin. Geplant ist auch eine Wanderausstellung. Der DTZF fördert dieses wichtige Kulturprojekt mit 180.000 Kronen.
Musikbrücke Prag - Dresden 2013: Das Prager Barockorchester Collegium 1704 gehört zu den besten Barockensembles Tschechiens und knüpft in der musikalischen Dramaturgie bewusst an die Tradition an, die Prag und Dresden verbindet. Bei seiner aktuell geplanten Konzertreihe mit insgesamt acht Aufführungen arbeiten die Musiker auf der Bühne immer mit deutschen Solisten zusammen. In diesem Herbst kooperiert das Collegium 1704 mit dem Heinrich Schütz Musikfest. Die Konzerte finden zwischen September und Dezember in Prag und Dresden statt, der DTZF fördert die schon traditionelle kulturelle Zusammenarbeit mit 230.000 Kronen.
Arbeit mit Senioren
„Auf den Spuren des Bauhausstils in Leipzig, Weimar und Dessau“ - insgesamt 45 Seniorenstudierende der Masaryk-Universität Brno/Brünn und des Seniorenstudiums und Seniorenkollegs der Universität Leipzig bilden sich gemeinsam zum Thema Bauhaus weiter und zwar in Leipzig, Weimar und Dessau. Anlass für dieses Projekt sind gleich zwei Jubiläen: 40 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Brünn, 20 Jahre Seniorenstudium an der Universität Leipzig. Die Senioren aus beiden Ländern werden auch dem Festakt beiwohnen, den der Chor der Universität Brünn sowie Chor und Orchester der Universität Leipzig gemeinsam mitgestalten werden. 6.000 Euro steuert der DTZF zu dieser Bildungspartnerschaft bei.
Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF) fördert gezielt Projekte, welche die Menschen beider Länder zusammenführen und Einblicke in die Lebenswelten, die gemeinsame Kultur und Geschichte ermöglichen und vertiefen. Jährlich können durch die Unterstützung des DTZF über 500 Projekte verwirklicht werden mit einer Fördersumme von insgesamt rund 3 Millionen Euro. Seine Arbeit nahm der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds 1998 auf. Die Regierungen beider Länder hatten seine Entstehung in der Deutsch-Tschechischen Erklärung vom Januar 1997 festgeschrieben. In den ersten zehn Jahren seiner Existenz hatte der DTZF auch die zentrale Rolle bei der Entschädigung tschechischer NS-Opfer inne.