Pressemitteilung, 26. März 2014
„Die Politik erkennt die Chancen
der engen Zusammenarbeit unserer Bürger“
Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds unterstützt über 200 neue Projekte
(Prag) In den kommenden Monaten werden Deutsche und Tschechen 211 neue Projekte gemeinsam gestalten. Grünes Licht für die notwendige finanzielle Unterstützung in einer Gesamthöhe von rund 990.000 Euro gab am Dienstag und Mittwoch der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds in Prag, dessen Mitglieder zuvor von den Außenministern beider Länder für eine weitere zweijährige Amtszeit bestätigt wurden.
Gefördert werden u.a. Initiativen zur Drogenprävention im Rahmen des aktuellen „Thema des Jahres“, herausragende Publikationen zu Vladimír Holan und Jan Hus, die größte Ausstellung zur Zwangsarbeit, die bisher gezeigt wurde, ein Firmengründer-Projekt für Fachschüler aus beiden Ländern sowie die kulturelle Zusammenarbeit in Kunst, Musik und Theater.
Bundeskanzlerin Merkel und der tschechische Premier Sobotka haben Mitte März in Berlin erneut versichert, dass der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds auch über das Jahr 2017 eine wichtige Rolle in den bilateralen Beziehungen spielen soll. „Wir freuen uns, dass die Politik die Chancen erkennt, die in der engen Zusammenarbeit unserer Bürger liegen“, erklärte der wiedergewählte Verwaltungsratsvorsitzende Albrecht Schläger. „Das ´Thema des Jahres 2014´ - die Förderung der Drogenprävention – ist ein Beispiel dafür, wie notwendig eine über die Grenzen aktive Bürgergesellschaft ist“, ergänzte die Ko-Vorsitzende Kristina Larischová.
Das deutsch-tschechische Gremium tagte im Prager Außenministerium und tauschte sich mit dem stellvertretenden Minister Karel Borůvka über den aktuellen Stand der bilateralen Zusammenarbeit aus. Die Diskussion wurde anschließend auf Einladung des deutschen Botschafters Detlef Lingemann im Lobkowicz-Palais fortgesetzt.
Hier eine Auswahl aktuell bewilligter Projekte:
Drogenprävention - „Thema des Jahres“
Tschechische und deutsche Organisationen und Initiativen in der Drogenprävention vernetzen, Erfahrungen über die Grenze hinweg austauschen und neue Präventionsprojekte auf den Weg bringen – die Organisation Tandem koordiniert vier Arbeitstreffen in Weiden, Regensburg und Pilsen, auf denen sich Experten mit schulischer und außerschulischer Prävention sowie Therapie-Möglichkeiten auf tschechischer und deutscher Seite beschäftigen. Diese Treffen knüpfen an zwei Fachseminare in Weiden zur grenzüberschreitenden Drogenprävention an und haben auch zum Ziel, selbständige Projekte in beiden Ländern zu entwickeln, um der Ausbreitung vor allem von Crystal Meth entgegenzuwirken. Der Zukunftsfonds stellt für dieses Projekt über 7.000 Euro bereit.
Wanderausstellung „Zwangsarbeit“
Mit den Themen der Zwangsarbeit und der dafür geleisteten Zahlungen ist der Zukunftsfonds eng verbunden. Der Zukunftsfonds spielte eine Schlüsselrolle bei der Entschädigung der tschechischen NS-Opfer und wahrt dieses Andenken bis heute. Mit insgesamt 25.000 Euro unterstützt er die Ausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg“, die ab Juni auf mehr als 800 m2 einen vollständigen Überblick des aktuellen Forschungsstandes bietet. Der Stellenwert wird auch darin deutlich, dass die Ausstellung im Areal der Prager Burg, im Lustschloss Belvedere gezeigt wird. Das Projekt entstand dank der Initiative und finanziellen Unterstützung der Stiftung EVZ und wurde von einem Expertenteam unter der Leitung der Gedenkstätte KZ Buchenwald erarbeitet. Prag ist nach Moskau und Warschau die dritte Station außerhalb von Deutschland.
Jugend und Schule
Firmengründung: Deutsch-tschechische Zusammenarbeit im wahrsten Sinne des Wortes planen die Schüler von zwei Fachschulen in Brünn und Würzburg. Sie bereiten gemeinsam die Gründung einer deutsch-tschechischen Firma vor. Ausgestattet mit Know-How über die Grundlagen eines internationalen Unternehmens kommen die Schüler im April und Juni zu zwei Arbeitstreffen in beiden Städten zusammen. In gemischten Teams entstehen Marketingstrategie, Internetauftritt und Logo der neuen Firma. Der Zukunftsfonds stellt eine „Anschubfinanzierung“ von gut 3.000 Euro für die „deutsch-tschechischen Jungunternehmer“ bereit.
Großstadtgeschichten - Im September kommen über 30 junge Menschen aus Berlin und Prag zusammen, um sich gemeinsam literarisch zu schulen und durch eigene Geschichten ihren Blick auf den Alltag, eine andere Kultur und die eigene Wahrnehmung zu schärfen. Alle Teilnehmer treffen sich in Berlin, erkunden die Stadt, besuchen einen Poetry-Slam und machen sich in Workshops vertraut mit Methoden der Themenfindung und der Umsetzung literarischer Ideen. Für weitere fünf Tage gehen die deutschen und tschechischen Jugendlichen an der Ostsee „in Klausur“, wo das Schreiben im Mittelpunkt stehen wird. Begleitet werden sie dabei von Autoren und Literaten.
Sozialprojekte und Minderheiten
Rund 20 Kinder mit und ohne Behinderung von beiden Seiten der Grenze zusammenzubringen und ihnen auf der Kinderfarm Birkenhof Hartau/Zittau die Natur nahe zu bringen, ist das Ziel eines Projektes des Birkenhofes und der Bürgervereinigung D.R.A.K. Im Sommer und Herbst 2014 organisieren sie mehrere Tagestreffen für körperlich und geistig behinderte sowie nicht behinderte Kinder mit ihren Familien. Der mitten in der Natur gelegene Freizeit- und Bauernhof bietet auch die Möglichkeit, gemeinsam den Umgang mit Tieren zu üben, einfache Pflegeaufgaben zu übernehmen, Selbstbewusstsein und Team-Geist zu schulen. Der Zukunftsfonds fördert das Vorhaben mit 4.500 €.
Publikationen
Zu den absoluten Highlights des literarischen Geschehens im Jahr 2013 gehörte die Herausgabe von Vladimír Holans „Gesammelte Werke“, Band 2. Besprechungen in der Frankfurter Allgemeine Zeitung und in der ZEIT fanden höchstes Lob für diese zweisprachige Werksausgabe eines der bedeutendsten tschechischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Die Herausgabe des neuen Bandes „Dem Asklepios einen Hahn“ mit Holans Lyrik aus den Jahren 1966 bis 1967 wird von zwei hervorragenden Wissenschaftlern - Prof. Urs Heftrich und Dr. Michael Špirit – betreut. Der Zukunftsfonds unterstützt das ambitionierte Vorhaben mit 11.500 Euro.
Jan Hus – er war der Wegbereiter der europäischen Reformation, seine Lehre und sein Feuertod heizten eine Entwicklung in Kirche und Gesellschaft an, die zum Fundament für Martin Luthers Thesen wurde. Am 6. Juli 2015 jährt sich zum 600. Male der Tag, an dem Jan Hus in Konstanz als unbelehrbarer Ketzer verbrannt wurde. Dazu erscheinen seine wichtigsten theologischen Werke und Briefe zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Die Zusammenarbeit der Kirchenhistoriker der theologischen Fakultät Leipzig und namhafter tschechischer Historiker und Theologen wie František Šmahel fördert der Zukunftsfonds mit 6.000 Euro.
Wenn Sie detaillierte Informationen zu einzelnen Projekten wünschen, wenden Sie sich bitte an:
Christian Rühmkorf / Mail: cruehmkorf@gmail.com / Tel.: 00420 – 731 3232 71 oder 00420 - 283 850 512