Pressemitteilung, 1. Oktober 2014
„Bundesaußenminister Steinmeier diskutierte in Prag mit Jugendlichen, die
sich in Projekten des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds engagieren“
Zukunftsfonds bewilligt über 450.000 Euro
für weitere grenzüberschreitende Kooperationen
(Prag) Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF) fördert für das kommende Quartal insgesamt 108 grenzüberschreitende Projektkooperationen. Das beschloss der Verwaltungsrat am Dienstag und Mittwoch auf seiner Sitzung im tschechischen Außenministerium. Damit werden Mittel in Höhe von über 450.000 Euro für die zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Tschechen freigegeben. „Wenn ich sehe, mit wie viel Engagement sich Schüler aus beiden Ländern der Drogenprävention widmen wollen, dann wird deutlich, dass der DTZF mit dem aktuellen „Thema des Jahres“ den richtigen Impuls gesetzt hat“, erklärte der Verwaltungsratsvorsitzende Albrecht Schläger.
Im Rahmen seines Pragbesuches traf sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ebenso mit dem Verwaltungsratsvorsitzenden und den Geschäftsführern Tomáš Jelínek und Joachim Bruss. Jelínek informierte Steinmeier über die aktuellen Tätigkeiten des Zukunftsfonds. Anschließend stellten deutsche und tschechische Jugendliche aus vom Zukunftsfonds geförderten Projekten dem Außenminister ihre grenzüberschreitende Arbeit vor. Für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit reiche es nicht aus, so Steinmeier, wenn er sich regelmäßig mit seinem Prager Amtskollegen treffe. Mindestens ebenso wichtig sei das Engagement der Jugendlichen beider Länder, erklärte der Bundesaußenminister.
Anbei eine Auswahl aktuell bewilligter Projekte:
„Thema des Jahres“ – Drogenprävention
Stillsitzen und dem Drogenexperten zuhören? Schülerteams der technischen Mittelschule in Most, des Thomas-Mann-Gymnasiums und des Gymnasium Marienberg schlagen einen eigenen Weg ein. Sie selbst untersuchen die Situation in Sachen Drogenkonsum und -kriminalität an ihrer Schule, in ihrem Umfeld, in ihrer Stadt. Selber die Gefahr begreifen, die von Crystal Meth und anderen Drogen ausgeht, und Aktivitäten entwickeln, die zur Verbesserung der Drogenprävention im Grenzbereich beitragen – das ist das Ziel des Projekts „Prävention ohne Grenze“. Als Berater stehen den Schülern Polizei und Drogenexperten aus beiden Ländern mit Rat und Tat zur Seite. Am Ende soll eine Schüler-Publikation zum Projekt helfen, die Aktivitäten und Ergebnisse in weitere Schulen zu tragen und Breitenwirkung zu entfalten. Knapp 6.000 Euro stellt der DTZF für dieses Projekt zur Verfügung.
Jugend und Schule
Was kommt dabei heraus, wenn 24 Schüler der Partnerschulen in Weiden und Marienbad Statuen böhmischer Heiliger herstellen, deren Originale im Dorf Sankt Adalbert (nahe Tepl) nach dem Zweiten Weltkrieg beschädigt wurden? Sicher ein spannendes Projekt, bei dem sich die Schüler nicht nur intensiv der Kunst widmen, sondern auch der außergewöhnlichen Geschichte des Ortes und ihrer beiden Länder. Nach einem viertägigen gemeinsamen Aufenthalt der Schüler in Marienbad im Oktober 2014 beginnt an den Heimatschulen die Arbeit an den Entwürfen. Im April 2015 findet ein viertägiger Workshop in der Nähe von Tepl statt, bei dem die Arbeit an den Skulpturen gemeinsam abgeschlossen wird. Höhepunkt des Projekts: die festliche Installation der Skulpturen in Sankt Adalbert in Zusammenarbeit mit der Stadt Tepl. Im Mai und Juni 2015 stellt sich das Projekt außerdem in Marienbad, Weiden und Cheb/Eger der Öffentlichkeit vor.
Dialogforen und Fachveranstaltungen
Vor zehn Jahren trat die Tschechische Republik der Europäischen Union bei, vor sieben Jahren dem Schengen-Raum. Wie wirkt sich die europäische Grenzpolitik der letzten zehn Jahre auf Transport, Kriminalität, das Lebensgefühl und die Identität der Menschen in den Grenzgebieten aus? 40 Studierende der Universitäten Ústí nad Labem, Liberec, Dresden und Chemnitz erforschen vor Ort die Grenzregion in ihren komplexen Zusammenhängen. Die Veränderungen, die die Region in den letzten Jahren erfahren hat, präsentieren die Studierenden durch Artikel in der regionalen Presse, kurze Dokumentarfilme, Radioreportagen und publikumswirksame Veranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit. Ein Projekt der Vereinigung Antikomplex, das der Zukunftsfonds mit 10.000 Euro fördert und das möglicherweise nachhaltig den Blick auf die Grenzregion beeinflussen wird.
Das deutsch-tschechische Verhältnis unter die Lupe nimmt die Václav-Havel-Bibliothek in ihrer Diskussionsreihe "Gespräche über die Grenze". Kenner des jeweiligen Nachbarlands aus Politik, Publizistik und Kultur kommen zu Wort, vermitteln ihren Blick auf das Nachbarland und räumen mit gängigen Klischees auf. Darunter der langjährige EU-Abgeordnete und SdL-Bundesvorsitzende Bernd Posselt, der Publizist und ehemalige Korrespondent der Süddeutschen Zeitung Michael Frank, der Literaturkritiker Jörg Plath (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Deutschlandradio Kultur) sowie von tschechischer Seite die Journalistin Kateřina Šafaříková, der Diplomat Tomáš Kafka und die Schriftstellerin Radka Denemarková. Sie werden vom kommenden November bis März in Diskussionsrunden den aktuellen Stand analysieren. Ein intensiver deutsch-tschechischer Dialog – wie Václav Havel es immer gefordert hat.
Binationale Studiengänge und akademische Doppelabschlüsse (double degree) an deutschen, tschechischen und polnischen Universitäten – die Anzahl solcher gemeinsam angebotener Studiengänge steigt, eine wissenschaftliche Evaluation steht aber noch aus. Die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Karls-Universität Prag gehen mit einer zweitägigen Konferenz (14./15.11.2014) in München einen ersten Schritt in diese Richtung. Die interdisziplinäre Fachtagung will inhaltliche, kulturelle und rechtliche Probleme diskutieren sowie Potenzial und Nachhaltigkeit derartiger Studienprogramme analysieren. Der Zukunftsfonds fördert dieses wichtige Projekt aus dem Bildungsbereich mit 5.000 Euro.
Publikation
„Komm mit uns das Grenzland aufbauen!“ – diese von der Deutsch-tschechischen Historikerkommission 2007 herausgegebene Publikation analysiert die komplexen Neubesiedlungsprozesse im Sudetengebiet nach der Vertreibung und Zwangsaussiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit Unterstützung des Zukunftsfonds soll sie nun auf Tschechisch erscheinen. Auf der Grundlage einer intensiven Auseinandersetzung mit Archivmaterial beschäftigt sich der Historiker Andreas Wiedemann mit Organisation und Verlauf des Ansiedlungsprozesses bis 1952, analysiert die Zusammensetzung der knapp zwei Millionen Neuansiedler, die wirtschaftlich-soziale Entwicklung der neu entstandenen heterogenen Gesellschaft und fragt auch nach der Identität dieser Menschen. Ein wichtiges Buch auch für den heutigen Blick auf die Grenzgebiete.
Unter www.zukunftsfonds.cz finden Sie in Kürze eine Liste der aktuell bewilligten Projekte sowie umfangreiche Präsentationen vieler deutsch-tschechischer Projekte.