Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds unterstützt 72 neue deutsch-tschechische Projekte und stellt seine Arbeit bei Parlamentarischem Abend im Deutschen Bundestag vor
Pressemitteilung, 22. September 2022
(Berlin) Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds ermöglicht 72 neue gemeinsame Projekte von Bürgern beider Länder. Der Verwaltungsrat des Fonds bewilligte dafür am Mittwoch Fördermittel in Höhe von insgesamt 405.000 Euro.
Der Verwaltungsrat tagte diesmal im Gebäudekomplex des Deutschen Bundestages, im Anschluss an die Sitzung diskutierte der Zukunftsfonds bei einem Parlamentarischen Abend mit Abgeordneten über seine Tätigkeit. „Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds fördert das, was für die Beziehungen zwischen unseren Ländern am wichtigsten ist: Begegnungen, den Austausch, das Gespräch, die Verbundenheit und letztlich auch die Solidarität. Er leistet einen ganz wesentlichen Beitrag für die Stärkung freundschaftlicher Beziehungen zwischen unseren Ländern“, betonte Aydan Özoğuz, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, in ihrem Grußwort.
„Wir haben uns sehr gefreut über die Möglichkeit, uns mit den Abgeordneten persönlich auszutauschen und hoffen, dass sie sich von der vielfältigen Agenda des Fonds ein Stück weit inspirieren lassen haben und sie in ihre Wahlkreise weitertragen“, unterstrichen Rita Hagl-Kehl und Jindřich Fryč, die beiden Co-Vorsitzenden des Verwaltungsrats.
„Die deutsch-tschechischen Beziehungen gelten zwar nicht als das wichtigste bilaterale Verhältnis in der EU, doch sie konnten schon etliche Male sehr positiv überraschen und auch für andere Nachbarschaften inspirierend sein. Der Zukunftsfonds selbst ist ein lebendiger Beweis dafür. Gerade heute, wo ganz Europa neuen furchtbaren Risiken und Gefahren ausgesetzt ist, ist es wichtig, den Fonds und die deutsch-tschechischen Beziehungen zu fördern. Wer weiß, vielleicht werden Deutsche und Tschechen ja gemeinsam auch wieder mit anregenden Ideen kommen, wie man europäische Werte und Geschlossenheit am besten pflegen kann“, betonte S.E. Tomáš Kafka, der Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland, in seinem Ausblick am Ende es Abends.
Zusätzlich zu den vom Verwaltungsrat bewilligten Projekten hat der Zukunftsfonds in den vergangenen Wochen zwei Dutzend weiterer deutsch-tschechischer Projekte über seine Sonderförderprogramme Re-Start und Gemeinsam der Ukraine helfen unterstützt, die Antragstellung innerhalb einer verkürzten Frist ermöglichen.
Auswahl aktuell bewilligter Projekte:
GEMEINSAM DER UKRAINE HELFEN
Kunst und Krieg- Konferenz, Humanistisches Manifest
Die Galerie Torhaus aus Wehlen und ihr tschechischer Partner, die Galerie Deska aus Ústí nad Labem (Aussig), planen ein mehrteiliges deutsch-tschechisch-ukrainisches Kunstprojekt. Mit Installationen und Performances deutscher, tschechischer und ukrainischer Künstler im Berliner Stadtzentrum rücken sie den Krieg in der Ukraine aus anderer Perspektive noch stärker ins öffentliche Bewusstsein. Weiter werden in einem gemeinsamen Film ukrainische Künstler porträtiert, die entweder ins Ausland geflüchtet oder in der Ukraine geblieben sind. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle Künstler und Kunst in diesem Krieg spielen. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch eine anschließende Konferenz unter Beteiligung renommierter Konzeptkünstler aller drei Länder und Vertreter des Kulturbetriebes, die in einem humanistischen Manifest gipfeln soll.
Die Konferenz wird aufgezeichnet und ebenso wie der Film Studierenden in Deutschland und Tschechien zur Verfügung gestellt.
Der Zukunftsfonds unterstützt das Vorhaben im Rahmen seines Sonderprogramms zur Unterstützung der Ukraine und ihrer Bevölkerung mit einer Fördersumme von 4000 Euro.
Gemeinsame Woche für Kinder aus Tschechien, Sachsen und Ukraine
Der Dresdner Verein 84´ TIL hat mit seinem tschechischen Partner AHOJ sousede eine gemeinsame Erlebniswoche für geflüchtete ukrainische Kinder sowie Jugendliche aus Sachen und Tschechien veranstaltet. In der Sebnitzer Region leben aktuell 35 Familien, die aus der Ukraine geflüchtet sind, die Kinder sind häufig traumatisiert. Ähnlich ist die Situation auf der tschechischen Seite. Im Rahmen eines vielfältigen Sport- und Freizeitprogramms hatten die Kinder nun die Möglichkeit, gemeinsam die Gegend in der Grenzregion zu erkunden, neue Freunde kennenzulernen und dank der beteiligten Freizeitvereine Aktivitäten auszuprobieren, die ihnen Spaß machen. Auch die Eltern und die breite Öffentlichkeit wurden eingebunden, um den Geflüchteten die Vernetzung in der Region zu erleichtern.
Der Zukunftsfonds hat dieses Projekt im Rahmen seines Sonderförderprogramms „Gemeinsam der Ukraine helfen“ mit einem Beitrag von 4000 Euro unterstützt.
RE-START
Energiewende aus unserer Sicht - Prager und Hamburger Jugendliche debattieren
Das Prager Christian-Doppler-Gymnasium und die Hamburger Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg haben eine neue Schulpartnerschaft geknüpft und nehmen bei ihrem ersten Treffen gemeinsam an den Bildungswochen für Hamburger Schulen zu Klima, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Wandel teil. Sie stehen unter dem Motto "Wetter.Wasser.Waterkant" teil. Die Veranstalter möchten dadurch das Interesse der Jugendlichen an nachhaltiger Entwicklung und gleichzeitig an grenzüberschreitender Kommunikation mit Gleichaltrigen aus dem Nachbarland fördern. Die Interviews der Schüler, die im Rahmen der Begegnung entstehen, sollen anschließend als Podcasts auf der Webseite eines Hamburger Radiosenders veröffentlicht werden.
Der Zukunftsfonds unterstützt die Begegnung im Rahmen seines Sonderförderprogramms Re-Start mit einem Zuschuss von 88 136 CZK.
DIALOGE, KULTUR, JUGEND
Originalproduktion der Autoren Dušan David Pařízek, Ralf Fiedler und Ondřej Novotný
Das Prager Theater Divadlo X10 bereitet gemeinsam mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg eine Inszenierung von Gesprächen, Prosa und journalistischen Texten des ukrainischen Schriftstellers Jurij Andruchowytsch vor. Die Grundlage bilden dabei dessen Texte aus dem Jahr 2014, dem Jahr des Majdans, als es in der gesamten Ukraine zu massiven Demonstrationen und in der Folge zum Sturz des damaligen Präsidenten Janukowytsch kam. Andruchowytsch, der selbst am Majdan beteiligt war, legte in seinen Texten vielfach konkret Zeugnis ab und reflektierte konkrete Situationen später als eine Zeit, die einen Wandel in der ukrainischen Gesellschaft ermöglichte. Eine weitere Quelle soll der 2022 entstandene Essay „Nach Butscha“ sein, in dem der Autor führenden internationalen Politikern vorwirft, die russische Aggression entschuldigt zu haben. Das Autorenteam möchte in Form eines künstlerischen Dialogs die Parallelen zwischen historischen Ereignissen in Deutschland und Tschechien und dem heutigen Geschehen in der Ukraine ergründen.
Der Zukunftsfonds unterstützt die Inszenierung mit 300 000 CZK.
8. Olmützer Kulturtage
Die wissenschaftliche Bibliothek in Olomouc (Olmütz) und die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung organisieren ein zehntägiges Multigenre-Festival zur Förderung der deutschen Sprache und deutschsprachigen Kultur in Olomouc, in dessen Rahmen auch gesellschaftspolitische Themen diskutiert werden. Die Veranstalter nehmen dabei Bezug auf das „Thema des Jahres“, das der Zukunftsfonds für 2022 ausgerufen hat („Veränderte Welt - wie gehen wir damit um?“). So ist etwa eine Diskussion mit Arbeitgebern geplant, bei der Vorteile der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit thematisiert werden sowie Probleme, die durch die globale Pandemie verursacht wurden. Weiter bietet das Festival neueste Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an sowie Ausstellungen, Buchpräsentationen, Autorenlesungen und ein Fortbildungsseminar für Deutschlehrer.
Der Zukunftsfonds fördert das Festival im Rahmen seines Themas des Jahres 2022 mit einer Fördersumme von 141 000 CZK.
Seifenblasen-Dynastie
In einem gemeinsamen Dokumentarfilm beleuchten der Prager Verein Film & Sociologie und sein Berliner Koproduzent inselfilm produktion das Schicksal der Unternehmerfamilie Schicht, die in der Zwischenkriegszeit durch ihr Lebensmittel- und Drogerie-Imperium, aber vor allem auch durch ihr für die damalige Zeit einzigartiges Sozialprogramm für Arbeitnehmer und die Förderung des kulturellen Lebens in der Stadt Ústí nad Labem (Aussig) maßgeblich zur Entwicklung der gesamten Region beitrug. In dem Dokumentarfilm führen Nachfahren der Familie durch die dramatische Geschichte dieser Unternehmerdynastie, in deren Schicksal sich die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und die Entwicklung des deutsch-tschechischen Zusammenlebens im 19. und 20. Jh. bis in die Gegenwart widerspiegelt.
Der Zukunftsfonds bezuschusst den Film mit 350 000 CZK.
Böhmische Weihnachtsmesse in Prag und Passau
Die Städtische Musikschule Passau plant in ihrer ersten Zusammenarbeit mit der Musikschule aus Prag-Hostivař ein ambitioniertes Vorhaben: eine gemeinsame Aufführung der anspruchsvollen Böhmischen Weihnachtsmesse von Jan Jakub Ryba in der Passauer St. Nikola Kirche sowie im Veitsdom auf der Prager Burg. Das Besondere an der Umsetzung ist auch, dass die deutschen Sängerinnen und Sänger den Text in tschechischer Sprache singen werden, wofür sie eigens eine Schulung erhalten. Im Rahmen der jeweils dreitägigen Aufenthalte im Nachbarland sind neben dem Konzert und den Proben ein gemeinsames Abendessen und eine Stadtführung vorgesehen.
Die Fördersumme des Zukunftsfonds für dieses Projekt beträgt 4000 Euro.
Weitere Informationen und Kontakt:
Silja Schultheis
Mail: silja.schultheis@fb.cz
Tel: +420 737 505 790
www.zukunftsfonds.cz