Pressemitteilung 16. Juni 2022
Einladung zum Presserundgang anlässlich der Eröffnung des Kunstfestivals „Alle Macht der Imagination! Tschechische Saison in Dresden“ am Freitag, 24. Juni, 11 Uhr auf der Brühlschen Terrasse, vor dem Lipsiusbau
mit
Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Jiří Fajt, Hauptkurator der Tschechischen Saison und Head of Program and International Affairs der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Tomáš Jelínek, Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds
Jiří Purš, CEO PRO ZETA, Hauptsponsor der Tschechischen Saison
Čestmír Suška, Künstler und Direktor des Studio Bubec
sowie weiteren Künstlerinnen und Künstlern der Tschechischen Saison
Anlässlich der tschechischen Präsidentschaft des Europarates 2022 richten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gemeinsam mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds in Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektpartner*innen aus Deutschland und Tschechien in der Zeit vom 24. Juni bis 31. Dezember 2022 ein Kunstfestival unter dem Titel „Alle Macht der Imagination! Tschechische Saison in Dresden“ aus.
Imagination hat dabei viele Facetten – sie kann Utopien schaffen, Realitäten verändern, antiautoritär, subversiv oder poetisch sein. Das erkannten schon die französischen Surrealisten vor dem Zweiten Weltkrieg. Auch ihr letzter Vertreter, der tschechische Filmemacher, Poet und Künstler Jan Švankmajer (*1934 in Prag), verstand, dass die Imagination den Menschen definiert. Sein Leitspruch „Alle Macht der Imagination!” fängt die phantastisch-lyrische Poetik zeitgenössischer Künstler*innen aus Tschechien ein, die auf der avantgardistischen Kunsttradition der Zwischenkriegszeit beruht. Sie spiegelt die Einzigartigkeit der künstlerischen Techniken jener Zeit wider, die von einer starken Bildsprache und einer ungezügelten Vorstellungskraft geprägt sind.
Die Tschechische Saison hat vier Programmschwerpunkte, in deren Rahmen mehrere Nachwuchskünstler*innen und führende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kulturszene Tschechiens präsentiert werden. Von Ausstellungen, Theater- und Filmaufführungen, Konzerten, über Lesungen und künstlerische Performances, bis hin zu Audioführungen durch (scheinbar) altbekannte Sammlungen der SKD, einem interaktiven Museumslabor für hybride Kunstereignisse (hybrid.skd.world) oder zu einem Kultur-Chillout des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Programmschwerpunkte der Tschechischen Saison:
#1 Relocated – Skulpturale Installationen im öffentlichen Raum
ab dem 24. Juni 2022 auf dem Georg-Treu-Platz, der Brühlschen Terrasse u.a.
#2 Sommer der Künste – Theater, Lesungen, Gespräche, Film und Musik
ab dem 4. August 2022 im Japanischen Palais, auf dem Georg-Treu-Platz u.a.
#3 Oase der Imaginationen – Deutsch-tschechisches Kultur-Chillout
am 20.–21. August 2022 auf dem Georg-Treu-Platz u.a.
#4 Alle Macht der Imagination! – Ausstellung für zeitgenössische Kunst
ab dem 11. November 2022 in der Kunsthalle im Lipsiusbau u.a.
Jiří Fajt, Head of Program and International Affairs der SKD: „Wir wollen auf die außergewöhnlichen künstlerischen Leistungen tschechischer Künstler*innen aufmerksam machen und Begegnungen von Kunstschaffenden und Akteur*innen auf einem international sichtbaren Feld ermöglichen. Wir freuen uns auf ein abwechslungsreiches Festivalprogramm, das sowohl Liebhaber und Liebhaberinnen klassischer kunsthistorischer Themen als auch diejenigen anzieht, die sich gern von der experimentellen Kreativität der zeitgenössischen Kunst mitreißen lassen. Darüber hinaus sehen wir die Tschechische Saison als ein neues Format, das wir in den kommenden Jahren weiterentwickeln möchten, um Kulturbegegnungen zwischen Deutschland, Tschechien, Polen und anderen osteuropäischen Ländern in den Bereichen Kunst und Kultur in Dresden zu etablieren.“
„Dass dieses Kunstfestival in Dresden stattfinden kann, ist auch Ausdruck der traditionell großen Offenheit dieser Stadt für die tschechische Kultur und der vielfältigen deutsch-tschechischen Zusammenarbeit auf kultureller Ebene, die sich hier in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Mit der Tschechischen Saison erreicht diese gegenseitige kulturelle Bereicherung noch einmal ein neues Niveau. Umso mehr war uns daran gelegen, diese Vielfalt in ein attraktives Kulturangebot umzuwandeln, das von Auftritten tschechischer Kultbands bis hin zu ganz frischen deutsch-tschechischen Theaterkoproduktionen reicht”, betonen Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek, Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, der seit 1998 rund 4.500 gemeinsame Kulturprojekte von Deutschen und Tschechen unterstützt hat.
Die Präsentation zeitgenössischer tschechischer Künstler*innen im öffentlichen Raum unter dem Titel „Relocated“ bildet den Auftakt der Tschechischen Saison. Die Ausstellung im Außenbereich lädt dazu ein ab dem 24. Juni 2022 Skulpturen und Installationen auf dem Georg-Treu-Platz, der Brühlschen Terrasse und anderen Orten in der Altstadt zu entdecken. Insgesamt werden elf Werke bzw. Werkgruppen von sieben Künstler*innen präsentiert. Die Schau verbindet drei Generationen von zeitgenössischen Künstler*innen Tschechiens, die in ihren Werken traditionelle Bedeutungen und künstlerische Praktiken verlagern, neu schichten und transformieren.
Folgende Künstler*innen werden vertreten sein: Čestmír Suška, František Skála und Michal Gabriel. Die Drei trafen sich in der Künstlergruppe Tvrdohlaví („Die Hartnäckigen"), die in den 1980er-Jahren aus dem Grau des totalitären Alltags in der Tschechoslowakei auftauchte und mit ihren freidenkerischen Kunstprojekten den öffentlichen Raum zu erobern begann. Damals verfügte die Gruppe über keine einheitliche künstlerische Sprache, das stärkste Band war das Bedürfnis, auf die allgegenwärtigen ästhetischen Klischees und die Meinungszensur der Zeit zu reagieren: Nach dem politischen Umbruch ging jeder von ihnen seinen eigenen Weg – Čestmír Suška (*1952 in Prag) bleibt bis heute den klassischen bildhauerischen Methoden treu und transformiert den scheinbar nutzlosen Abfall des Industriezeitalters in seiner Arbeit zu Kunst. František Skála (*1956 in Prag) erregte mit seinem breiten Spektrum an künstlerischen Aktivitäten große Aufmerksamkeit; seien es Installationen und Objekte aus gefundenen Natur- und Zivilisationsgegenständen, Gemälde aus ungewöhnlichen Naturpigmenten, Buchillustrationen von märchenhafter Fantasie oder sein in mehreren Bands ausgeübtes musikalisches Talent. Michal Gabriel (*1960 in Prag) gilt als Pionier neuer Praktiken mit digitalen Technologien, ohne dabei seine Faszination für die Figur als wesentliche Aufgabe der bildhauerischen Arbeit aufzugeben.
Milena Dopitová (*1963 in Šternberk) erzählt vom Wandel der Stadt und Problemen der Gentrifizierung, wenn sie banale Motive unseres Alltags provokant in ungewohnte Zusammenhänge stellt und so zum Nachdenken über den (Un-)Sinn menschlichen Handelns einlädt. David Černýs (*1967 in Prag) suggestives Werk greift wichtige Ereignisse der tschechisch-deutschen Geschichte auf: Das Lobkowitz-Palais auf der Prager Kleinseite, der Sitz der Deutschen Botschaft, wurde zum Anlaufpunkt für Tausende von DDR-Bürger*innen. Hunderte von ausrangierten Trabis blieben damals auf den Straßen Prags als stumme Zeugen des unbezwingbaren menschlichen Freiheitswillens stehen.
Krištof Kintera (*1973 in Prag) ist einer der prominentesten Vertreter der Künstlergeneration, die sich zunehmend der Grenzen des zivilisatorischen Fortschritts bewusst wird und auf die unabsehbaren Folgen menschlichen Handelns für unsere Umwelt aufmerksam macht. Die Verschwendung und der zunehmende Energieverbrauch, die Kintera in seinen Arbeiten thematisiert, stehen in direktem Gegensatz zu einem nachhaltigen Fortschritt. Jakub Nepraš (*1981 in Prag) beschäftigt sich mit Formen und Wirkzusammenhängen der Natur in einer digitalen Welt. In seinem Werk bricht er komplexe Phänomene der Natur, wie Kommunikation, Erinnerung oder gar Evolution, auf ihre natürlichen Prozesse herunter. Auf diese Weise zeigt der Künstler auf, wie verbunden die Welten der Natur und Technologie sind. Die Objekte werden zum Vehikel für animierte Filmbotschaften.
Mitveranstalter der Tschechischen Saison:
Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds und Studio Bubec Praha
Kooperationspartner:
Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen / Hochschule für Bildende Künste Dresden / Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement / Staatsschauspiel Dresden / Euroregion Elbe-Labe / Deutsch-Tschechische Kulturtage / Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa / Pro arte Prague
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